Mit dem Jahreswechsel stehen die Krankenhäuser und die dort in der Versorgung tätigen Menschen vor der Ungewissheit, wie viele Covid-Erkrankte mit der aufkommende Omikron-Welle in den nächsten Wochen zu versorgen sein werden. Doch die Belastungen durch die Pandemie sind nicht nur ein Problem an sich, die Pandemie wirkt auch als Beschleuniger für viele weitere Entwicklungen, die daher im Jahr 2022 bearbeitet und berücksichtigt werden müssen.
Da sind die Menschen in der Versorgung: Die Belastungen durch die scheinbar endlosen Covid-Behandlungen haben nicht nur alle politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen letztlich verpuffen lassen. Sie haben auch zur Erschöpfung und Frustration des klinischen Personals geführt. Der bereits demographisch absehbare Mangel an ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Fachkräften wurde damit verstärkt und wird in diesem Jahr massiv die Versorgung beeinträchtigen.
Die Digitalisierung – so die gängige Erwartung – könnte Personal entlasten sowie Prozesse und Dokumentation effizienter gestalten. Doch wo stehen wir da wirklich, im digitalen Deutschland, das für die Politik noch vor wenigen Jahren ein Neuland war? Mit dem KHZG werden zwar viele Projekte angeschoben, oftmals fehlt es jedoch an den Grundlagen – angefangen bei der digitalen Bildung des Nachwuchses über die digitale Qualifikation des Personals bis hin zu Schnittstellen, Interoperabilität und reibungslosem Datenaustausch zwischen den Beteiligten. Dafür braucht es jedoch einerseits ein Ziel und eine Perspektive der zukünftigen Vernetzung und vor allem die digitale Kompetenz der Beteiligten.
Wegen des Fachkräftemangels werden nicht mehr alle nötigen Stellen zu besetzen und daher die Versorgung in den derzeitigen Strukturen bald nicht mehr möglich sein. Doch eine wahllose Strukturbereinigung wegen Personalmangels ist der falsche Weg. Wir werden zukünftig andere Strukturen brauchen, vor allem eine abgestimmte und abgestufte Versorgung. Doch darüber müssen wir reden. Dies ist nur über ein klares Ziel und einen abgestimmten Weg dorthin, vor allem aber ist dies nur gemeinsam mit den Beteiligten Versorgern und nicht gegen sie zu erreichen.
Und die Versorgung braucht Geld. In eine strukturelle Entwicklung muss investiert werden. Der Wegfall und die Ambulantisierung von Leistungen muss kompensiert werden können. Vor allem braucht es Möglichkeiten und Anreize dafür. Im derzeitigen Finanzierungssystem ist das nicht möglich. Dazu kommt die mangelhafte Investitionsfinanzierung, die Vorfinanzierung des Pflegebudgets wegen eines zu niedrigem Pflegeentgeltwertes sowie Tarifforderungen, die nicht nur wegen der Gehaltsentwicklung, sondern vor allem wegen unrealistischer Dienstzeitforderungen mit einem Krankenhausbetrieb kaum vereinbar sind.
Wir müssen also gemeinsam Wege finden,
- die Menschen in der Versorgung zu entlasten und für die Arbeit im Krankenhaus zu motivieren
- die Grundlagen für eine erfolgreiche Digitalisierung zu schaffen und umzusetzen
- die Strukturen der Gesundheitsversorgung sinnvoll anzupassen
- und deren Finanzierung zu sichern.
Beim Kongress Zukunft Gesundheit am 16. Februar 2022 werden wir diese Themen und Wege gemeinsam diskutieren.