Der neue Leistungsgruppengrouper liegt endlich vor. Reinhard Schafferts Fazit: NRW ist damit obsolet – und die Unsicherheiten bleiben.
Das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (Inek) hat den mit großer Spannung erwarteten Leistungsgruppengrouper veröffentlicht. Die erste Analyse von Reinhard Schaffert, Geschäftsführer des Klinikverbundes Hessen, fällt kritisch aus.

„Wie von uns erwartet handelt es sich bei der Logik des Leistungsgruppengroupers quasi um ein paralleles DRG-System, denn die fallbezogene Eingruppierung erfolgt nach den gleichen, etwas erweiterten Kriterien, nur dass am Ende keine DRG sondern eine Leistungsgruppe ermittelt wird“, so Schaffert, der selbst früher im Inek gearbeitet hat. Da zudem erhebliche Abweichungen zu der in Nordrhein-Westfalen verwendeten Systematik bestehen, seien alle bisherigen Analysen auf Basis der nordrheinwestfälischen Zuordnung obsolet. Zudem müsse auch Nordrhein-Westfalen seinen Krankenhausplan überarbeiten.
Schaffert betont, dass dem Inek eine nachvollziehbare Darstellung der komplexen gesetzlichen Vorgaben gelungen ist. Die Verzögerung zeige, dass dies keine leichte Aufgabe gewesen ist. Auch Inek-Chef Frank Heimig war sich der Komplexität des politisch forcierten abermaligen DRG-Systemumbaus bewusst. "Wir werden wahrscheinlich einen Grouper vorlegen, der dann zerrissen wird und wenn wir dürfen, machen wir weiter", hatte er bereits auf dem DRG|FORUM 2024 erklärt.
Problem 1: Leistungsspektrum wird nicht abgebildet
Als besonders heikel gilt die Zuordnung eines Falls zu genau einer Leistungsgruppe. Diese ist nach Schafferts Einschätzung nun ein Problem. Es bedeute nämlich, dass bei Fällen mit mehreren Leistungen innerhalb eines Krankenhauses außer einer Hauptleistung alle anderen Leistungen unter den Tisch fallen. „Es ist also nicht davon auszugehen, dass die Ergebnisse der Eingruppierung der Fälle eines Krankenhauses in Leistungsgruppen das tatsächliche Leistungsspektrum des Krankenhauses abbilden,“ so Schaffert. Dies sei insbesondere bei Leistungen der Fall, die regelhaft gemeinsam oder im Anschluss an andere akute Behandlungen durchgeführt würden, wie Geriatrie oder Palliativmedizin.
Problem 2: Weiter keine Planungssicherheit
Trotz Grouper-Veröffentlichung haben die Kliniken weiter keine Planungssicherheit, kritisiert Schaffert weiter. Denn den meisten der vom Bund über das NRW-System hinaus definierten Leistungsgruppen könne auch der Leistungsgruppengrouper des InEK keine Fälle zuweisen – „jedenfalls nicht mit den zur Verfügung stehenden Daten des Jahres 2024“. Damit sei weiterhin offen, welche konkreten Leistungen in diesen Leistungsgruppen zukünftig abgebildet werden.
Schafferts Fazit: „Die Unsicherheiten bleiben in einigen Bereichen weiterhin bestehen." Das liege auch daran, dass wichtige andere Vorgaben wie die Mindestfallzahlen noch fehlen. Eine vernünftige und zuverlässige Planung sei so weder für die Länder noch für die einzelnen Krankenhäuser möglich. Dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dies nicht als Problem anerkennt, weil erst ab dem Jahr 2027 abgerechnet werde, bezeichnet der Geschäftsführer „fast als zynisch“. Schaffert wiederholt zudem die bereits im Vorfeld geäußerte Kritik der Kliniken an dieser Reform. Das neue System führe zu mehr Bürokratie, die Komplexität sei unnötig hoch und die Verknüpfung mit der Vorhaltefinanzierung letztlich auch riskant.
Der Grouper ordnet die stationären Fälle der Krankenhäuser den 65 im Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHVVG) definierten Leistungsgruppen zu. Die vom InEK vorgenommene konkrete Fallzuordnung soll sich über ein 12.000 seitiges Handbuch nachvollziehen lassen, hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach vergangene Woche erklärt.
Reinhard Schaffert ist Speaker auf dem DRG|FORUM am 20. und 21. März in Berlin. In der Session "Krankenhausplanung" wird er mit anderen Kennern des Systems die neue Welt der Leistungsgruppen und Vorhaltefinanzierung analysieren.
Das vollständige Programm finden Sie hier: Programm - DRG-FORUM 2025
Ihr Ticket können Sie direkt in unserem Shop buchen.