Krankenhausreform

Wulf Leber fordert Relaunch der Vorhaltepauschale

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Wulf Leber fordert Relaunch der Vorhaltepauschale
Wulf-Dietrich Leber © GKV-Spitzenverband

Im Interview mit der Fachzeitschrift f&w kritisiert Wulf-Dietrich Leber die Krankenhausreform des Bundes mit deutlichen Worten. Die „zentrale Innovation der Reform“ sei die Einführung der Leistungsgruppen, urteilt der Abteilungsleiter Krankenhäuser beim GKV-Spitzenverband wohlwollend. Den Rest sieht er überwiegend kritisch. Vor den Vorhaltepauschalen warnt er eindringlich. Ohne Bevölkerungsbezug sei die Pauschale kontraproduktiv. „Die Vorhaltefinanzierung muss neu geschrieben werden – und zwar jetzt. Das kann das BMG nicht auf später verschieben, denn die Vorhaltepauschalen treten sowieso erst richtig 2029 nach dem Abschluss der Konvergenzphase in Kraft. So lange können wir nicht warten“, so Leber. Generell seien die 64 Leistungsgruppen keine gute Grundlage für Vorhaltepauschalen. „Es hat ja einen Grund, dass wir 1.300 DRG haben, um die Versorgungsleistung abzubilden“, bemerkt der Kassenmann.

Reformschatten auf den Hybrid-DRG

Viel ist derzeit vom negativen Einfluss der Debatte ums Vorhaltebudget auf die Kliniklandschaft zu hören. Da die Pauschale auf Basis des stationären Status quo vergeben werden soll, will derzeit kein Krankenhausträger Leistungen abgeben oder ambulantisieren. Die Debatte werfe aber auch ihre Schatten auf eine andere Finanzierungsform, bemerkt Leber – die Hybrid-DRG. Sie werden aus den DRG herausgelöst und sind nicht mehr Teil des Krankenhausbudgets. Im ersten Schritt hatten sich Kassen und Kliniken noch auf 200.000 Fälle geeinigt, die als Hybrid-DRG aus der stationären Versorgung herausgelöst werden, das sind immerhin fünf Prozent von den vier Millionen Tagesfällen. „In der zweiten Runde werden es wohl höchstens noch 60.000 Fälle sein, die hinzukommen. Angesichts der geplanten Vorhaltepauschale ist der Elan bei den Kliniken für Hybrid-DRG weitgehend verpufft“, so Leber.

Level 1i könnte ein Rohrkrepierer werden

Das Level 1i ist für Leber derzeit noch „ein Fabelwesen ohne klare Konturen“. Es sei vor allem eine Öffnung der Kliniken in Richtung Pflegeversicherung. Problematisch findet er die Möglichkeit zur Neugründung von Level-1i-Häusern. „Am Ende haben wir Level-1i-Häuser vor allem in den Ballungsgebieten und binden dadurch Personal. Besonders relevant erscheint mir dieses Level beim jetzigen Stand nicht, vor allem weil die Länder darüber entscheiden. Eine solche Herabstufung ist weder für die Klinik noch den Landkreis attraktiv – es sei denn als Alternative bleibt nur noch die Schließung. Es könnte also sein, dass wir am Ende nur eine Handvoll Level-1i-Kliniken bekommen.“ Problematisch ist für ihn auch die Finanzierung nach Tagessätzen. „Das wird zu mehrjährigen, hochgradig konfliktären Verhandlungen führen. Was ist eine ambulante Leistung, was teilstationär, was sind Pflegeleistungen? Fragen, über die sich beide Seiten vortrefflich streiten können.“  Am Ende könnte es ebenso eine Blockade wie beim Pflegebudget geben.

Im ausführlichen Interview mit f&w spricht Leber auch über den Transformationsfonds („ein starkes Stück des Ministers“), die Bürokratiedebatte („wahnwitzig“), die Abrechnungsprüfung, Klinikschließungen, Gießkannensubventionen, die Mindereinnahmen der Kassen und vieles mehr. 

Autor

 Jens Mau

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