Psychiatrie-Personalrichtlinie

„Es drohen Leistungseinschränkungen“

  • Psych-Entgeltsystem
  • Titel
  • 19.12.2019

f&w

Ausgabe 1/2020

Seite 21

Thomas Brobeil

Die PPP-RL soll die Versorgung verbessern. Doch das Gegenteil könne der Fall sein, warnt Thomas Brobeil, Geschäftsführer der Vinzenz von Paul Hospital gGmbH.

Herr Brobeil, wie bewerten Sie die PPP-RL?

Die PPP-RL bricht die Anforderungen zu stark auf die einzelne Dienstart herunter. Sie ist so eng gefasst, dass man fast bewegungsunfähig wird. Zudem wird der wirtschaftliche Druck auf den kleinen Bereich Wirtschaft, Technik und Verwaltung verlagert. Fakt ist, dass wir einen großen Schritt in Richtung Selbstkostendeckungsprinzip gemacht haben – aber nicht konsequent. Das könnte den inneren Frieden in einem Haus gefährden. Positiv ist, dass die PPP-RL zu einem Personalaufbau führen wird – mindestens fünf Prozent im therapeutischen Bereich sind zu erwarten. Die Fachgesellschaften fordern zwar wesentlich mehr, aber man muss realistisch sein: Gibt es so viel Personal am Markt? Und zu welchem Preis? Wird es von den Kassen finanziert? Geschäftsmodelle, die darauf aufgebaut waren, mit Personalmitteln Gewinne zu erwirtschaften oder Investitionen zu finanzieren, stehen nun erheblich unter Druck.

Wen wird es besonders hart treffen?

Wer viel investiert hat im Glauben, dass sich Wirtschaftlichkeit rechnet, steht vor erheblichen Problemen. Das trifft nicht nur die privaten, sondern alle Träger. Das wiederum wird zu einer Versorgungsveränderung führen, wie es sich die Kasse wünscht. Ein Kapazitätsabbau war über PEPP und die DRG nicht zu erreichen, über die Qualitätssicherung ebenfalls nicht. Nun hat man erkannt, dass das Personal der knappe Faktor ist.

Welche Auswirkungen für die Versorgung erwarten Sie?

Es drohen Leistungseinschränkungen. Denn jede Klinik muss nun rechnen: Was haben wir an Sollpersonal aus dem Vorjahr zur Verfügung? Reicht das vorhandene Personal oder muss ich Patienten frühzeitig entlassen – oder mache ich sogar einen Aufnahmestop? Wir werden im Zweifel dafür bestraft, dass wir Patienten versorgen. Lieber keine Versorgung als in bestimmten Situationen eine nicht optimale Versorgung, scheint der Ansatz zu sein. Die nachgelagerten ambulanten Versorgungsformen hat man nicht im Blick. Es könnte ja eine Verlagerung geben, wenn diese Bereiche tatsächlich aufgebaut würden. Nur ist die fachärztliche Versorgung gerade voll am Einbrechen. Für unsere gerontopsychiatrischen Patienten finden wir auch keine Heimplätze mehr. Die neuen Vorgaben kommen zur Unzeit.

Welche Folgen wird die PPP-RL auf den Personaleinsatz in Ihrem Haus haben?

Um die Richtlinie zu erfüllen, braucht man hohe Flexibilität beim Personal. Wenn man eine Untergrenze reißt, müsste von anderen Bereichen Personal umdisponiert werden. Oder man verlegt Patienten auf andere Stationen, wenn eine Lücke besteht. Das passt aber nicht zu unserer Arbeitsweise und unseren Anforderungen. Man wird keine gerontopsychiatrische Patientin auf eine stark frequentierte Aufnahmestation in der Allgemeinpsychiatrie verlegen. Ebenso wenig werden wir unser spezialisiertes Personal kurzfristig auf die allgemeine Aufnahmestation schicken. Im Grunde wird unsere Spezialisierung wieder infrage gestellt

Das Nachsteuern über das MDK-Reformgesetz hilft Ihnen nicht?

Bei einer leitliniengerechten Umsetzung soll es ja mehr Geld für Personal geben. Erste Kassen haben aber schon signalisiert, dass im ersten Jahr 85 Prozent Erfüllung noch reichen. Ich sehe auf Ortsebene die Gefahr, dass die Verhandlungen schwierig werden, um überhaupt auf die 100 Prozent zu kommen. Die Ausfallszeiten, Bereitschaftsdienste, Leitungskräfte und Nachtwachen müssen wir zusätzlich zu den in der Richtlinie vorgegebenen Minutenwerten verhandeln. Wer das nicht gut verhandelt, wird in der Umsetzung massive Probleme verursachen.

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