Das Expertengremium „Interop Council“ unter Leitung von Prof. Dr. Sylvia Thun will eine bessere medizinische Versorgung durch mehr Interoperabilität im Gesundheitswesen und eine flächendeckende Standardisierung zur Datennutzung schaffen. Im August waren alle Krankenhäuser, aber auch Hersteller aufgerufen, an einer Umfrage zu ihren Interoperabilitätsinitiativen teilzunehmen.
Welche Etappenziele hat das „Interop Council“ im letzten halben Jahr bereits erreicht?
Das „Interop Council“ hat eine Community aus Experten formiert, die aktiv in Arbeitskreisen und in den „Interop Council“-Meetings mitarbeiten. Es wurde ein Kriterienkatalog für die Aufnahme und Empfehlung von Standards erarbeitet. Drei Arbeitskreise haben mit der Arbeit begonnen: Kartierung, onkologischer Dataflow, Herzinsuffizienz.
Was ist das Ziel der Umfrage zur „Kartierung von Interoperabilitätsinitiativen“?
Die Kartierung soll dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) einen Überblick über die Ist-Situation des Einsatzes von Standards, hier insbesondere FHIR-Standards – also Fast Healthcare Interoperability Resources, ein Standard für den Datenaustausch im Gesundheitswesen – und internationalen Terminologien liefern. Sofern in der Ergebnisanalyse eine unkoordinierte Erstellung und Nutzung der Standards bekannt werden, ist die Koordination der jeweiligen Institutionen und Projekte notwendig. FHIR hat sich weltweit durchgesetzt, zum Beispiel bei Apple, Microsoft Azure oder Amazon Web Services, aber auch in Projekten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), in den Informationstechnischen Systemen in Krankenhäusern (ISiK) und den Medizinischen Informationsobjekten (MIOs).
Warum sind die Initiativen so wichtig und was passiert mit den Ergebnissen?
Sie sind wichtig, da sie die Koordination und Abstimmung der Standards ermöglichen. Die Ergebnisse fasst die Arbeitsgruppe Kartierung in einem Whitepaper und einer Deutschlandkarte zusammen. Daraus leiten wir Handlungsempfehlungen an das BMG und die Stakeholder ab. In sechs bis sieben Monaten soll es eine zweite Umfrage geben.
Welche Weichen müssen in der Datennutzung gestellt werden, um eine flächendeckende technologische Konvergenz basierend auf internationalen Standards zu schaffen und das Gesundheitswesen zu verbessern?
Es müssen FAIRe Daten erzeugt werden. FAIR meint findable (auffindbar), accessible (zugänglich), interoperable (interoperabel) und reusable (wiederverwendbar), sodass Forschungsdaten für Menschen sowie Maschinen optimal aufbereitet und zugänglich sind. Zudem müssen Terminologien und FHIR direkt in den Systemen erfasst werden und eine Freigabe für Secondary Use – also die Weiterverwendung – erfolgen.