New-Work-Kolumne „Schichtwechsel“

Wie Führung mit Unausgesprochenem umgeht

  • Personal
  • Management
  • 25.09.2025

f&w

Ausgabe 9/2025

Seite 836

Julia von Grundherr (von links) und Katharina Lutermann.

In vielen Organisationen bleibt Entscheidendes unausgesprochen – aus Rücksicht, Angst oder Zeitdruck. Doch gerade diese stillen Themen beeinflussen das Miteinander und die Arbeitskultur. Führung bedeutet, Räume zu schaffen, in denen auch das Nichtgesagte seinen Platz findet. Wie das gelingen kann, zeigt Julia von Grundherr.

Die Spannung in der Klinikkonferenz ist mit Händen zu greifen. Alle wissen, worum es geht – aber niemand spricht es an. Stattdessen wird das Thema elegant umschifft, der Blick ins nächste Quartal gerichtet, das Meeting zügig beendet. Zurück bleibt Unbehagen. Wieder ein Gespräch, das nicht geführt wurde.

In Organisationen – besonders in solchen mit hoher Verantwortung und Belastung – bleiben viele Dinge unausgesprochen. Aus Rücksicht, Angst oder Zeitmangel. Oder weil unklar ist, wer den ersten Schritt machen soll. Dabei wirken diese stillen Themen oft stärker als die offiziellen Botschaften. Sie beeinflussen Entscheidungen, Beziehungen und Stimmungen und sie nagen an der Substanz. Nicht ausgesprochene Konflikte, ungeklärte Erwartungen oder versteckte Enttäuschungen verschwinden nicht. Sie verlagern sich: in Nebensätze, in Körpersprache, in ironische Bemerkungen. Und manchmal in Rückzug oder Zynismus.

Führung bedeutet auch, Spielräume zu schaffen, in denen Unausgesprochenes Ausdruck finden kann. Nicht alles muss gelöst werden – aber vieles will gesehen und benannt sein. Wer solche Gespräche ermöglicht, übernimmt Verantwortung für das, was zwischen den Zeilen mitschwingt.

Das bedeutet nicht, jede Störung sofort zu thematisieren. Es bedeutet, wach zu bleiben für das, was fehlt. Und bereit zu sein, dort nachzufragen, wo andere vielleicht schweigen. Das erfordert Mut und die Fähigkeit, Unsicherheit auszuhalten.

Ein möglicher Anfang: Am Ende eines Teamgesprächs einen kurzen Moment innehalten. Die Frage stellen: „Gab es heute etwas, das unausgesprochen geblieben ist?“ Oder: „Was war zwischen den Zeilen hörbar?“ Und das, was dann kommt, einfach stehen lassen – nicht sofort einordnen oder lösen. Manchmal reicht das, um das Schweigen zu unterbrechen. Auch ein Flipchart mit dem Titel „Was wir noch nicht besprochen haben“, an dem Themen gesammelt werden, anonym oder offen, spontan oder bewusst, kann ein Werkzeug sein.

Denn Gespräche, die nicht geführt werden, sind nie wirklich weg. Sie haben Einfluss und brauchen die Beteiligung derer, die sie eigentlich führen sollten.

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