Geriatrie in Notaufnahmen

„Es fehlen Anreize“

  • Strategie
  • Titel
  • 25.09.2025

f&w

Ausgabe 10/2025

Seite 886

Prof. Dr. Harald Dormann, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Fürth

Notaufnahmen behandeln in Deutschland die größte Anzahl sehr alter Menschen. Leider nicht immer ausreichend gut, sagt Prof. Dr. Harald Dormann, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Fürth. Damit die Qualitätskriterien der Fachgesellschaften nicht nur lückenhaft umgesetzt werden, bräuchte es monetäre Anreize und Richtlinien vom Gemeinsamen Bundesausschuss.

Prof. Dormann, etwa ein Drittel aller Patientinnen und Patienten in den Notaufnahmen ist älter als 70 Jahre. Wie gut sind die Notaufnahmen der Kliniken auf diese wachsende Patientengruppe eingestellt?

Ich würde sogar behaupten, dass wir in den Notaufnahmen den höchsten Anteil schwer kranker, sehr alter Menschen, also auch über 90-Jährige und über 100-Jährige, behandeln. Wenn ältere Menschen ins Krankenhaus kommen, dann fast ausschließlich über die Notaufnahmen, also ungeplant – bei den 80-Jährigen sind es sogar 80 Prozent.

Allein schon weil diese Patientengruppe weiterwachsen wird, sind entsprechende Anpassungen in der Notfall- versorgung notwendig. Die Fachgesellschaften in Deutschland haben im Jahr 2014 Qualitätsindikatoren für die Notfallversorgung entwickelt. Sie betreffen strukturelle Voraussetzungen, zum Beispiel, dass man die Geräusch-belastung gering hält, grelles Licht vermeidet, Orientierungspunkte schafft. Zusätzlich geht es um Betreuungskonzepte, zum Beispiel die sogenannte Bezugspflege. Dass beispielsweise ein geriatrischer Patient von einer und nicht von zig verschiedenen Pflegekräften betreut wird. In Notaufnahmen sollten auch Screeninginstrumente implementiert werden, um die Gefahr eines Delirs zu erkennen. Und es geht dabei natürlich auch um den Umgang mit Demenz. Das sind die zentralen Herausforderungen, denen wir uns in den Notaufnahmen stellen müssen. Unsere Umfragen zeigen aber: Die Qualitätsindikatoren werden von den Krankenhäusern nur sehr lückenhaft umgesetzt.

Woran liegt das?

Das ist ganz klar: Es müssen Mittel bereitgestellt werden, damit das umsetzbar ist. Wir brauchen zum Beispiel für die Bezugspflege Schulungskonzepte. Diese lassen sich nicht einfach so im Dienstplan unterbringen, da muss es auch Freistellungen geben für das Personal. Es braucht dafür auch ein Curriculum und Praktika. Im Bereich der Polypharmazie gibt es Konzepte, dass zum Beispiel auch Pharmazeuten in den Notaufnahmen vor Ort sind oder dass man die Ärzte in diesem Medikationsprozess stärker schult. Zusätzlich braucht man Raumkonzepte. Viele Häuser agieren ja in bestehenden Räumlichkeiten. Umgestaltungen sind mit Investitionskosten verbunden. Wir sprechen hier über einen ganzen Blumenstrauß an Maßnahmen – aber dafür sind grundsätzlich gehörige Investitionen in den Bereich der Notaufnahmestruktur notwendig. Denn dort wird die größte Anzahl der sehr alten Menschen in Deutschland behandelt – und zwar oft in einer extrem kritischen Situation, nämlich dem Übergang in einen stationären Aufenthalt. Gerade werden ja die Richtlinien zur gestuften Notfallversorgung wieder vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) überarbeitet. Da wird genau definiert, wie viele Intensivbetten, CTs und Kernspingeräte man auf jeder Stufe haben muss. Aber geriatrietypische Strukturmerkmale findet man darin leider nicht.

Was sind typische Besonderheiten und Symptome bei geriatrischen Patienten, welche Komplikationen können da auftreten?

[...]

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