Pflegefachkräfte sind für eine qualifizierte Versorgung der Patient:innen unverzichtbar. Doch seit Jahren fehlt es an qualifiziertem Pflegepersonal, und regional brechen bis zu 25 Prozent der künftigen Pflegefachkräfte ihre Ausbildung ab. Das müssen wir ändern.
Wichtig für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss sind realistische Erwartungen an den künftigen Beruf. Hier sind wir als Krankenhäuser gefordert, Interessierten im Rahmen von Praktika und des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) einen realistischen Einblick in den Berufsalltag zu gewähren. Damit noch mehr Interessent:innen diese Chance nutzen können, sollten die Programme flexibler werden, das FSJ beispielsweise auch halb- oder vierteljährig möglich sein.
In der Ausbildung ist dann eine gute Begleitung entscheidend. Die Herausforderung: Seit Einführung der generalistischen Pflegeausbildung sind die Kurse im Hinblick auf Altersstruktur, Leistungsniveau und kulturellem Hintergrund der Auszubildenden heterogener geworden. Hier sind die Praxisanleiter:innen gefordert, individuell auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Auszubildenden einzugehen. Das braucht mehr Zeit als die heute für eine strukturierte Praxisanleitung vorgesehenen zehn Prozent der Praxisstunden. Daher tritt der DEKV dafür ein, den Anteil auf 20 Prozent zu erhöhen.
Lebenswege sind heute oft nicht mehr so stringent wie früher. Darauf müssen wir mit einer flexiblen Gestaltung der Pflegeausbildung eingehen. Möglich wird dies durch Teilzeitmodelle mit Verlängerung der Ausbildungsdauer, Unterbrechungen im Rahmen der Regelzeit von fünf Jahren oder weitere Modelle wie Abendschule. Ebenfalls wichtig: Durch eine Ausweitung der Schulsozialarbeit auf die Pflegeschulen sollten Auszubildende in herausfordernden Lebenssituationen unterstützt werden.
Die Entscheidung für den Pflegeberuf ist oftmals auch Berufung. Daher müssen Karrieren von der Pflegeassistenz oder der Pflegehelferin bis zur Promotion möglich werden. Dies gelingt durch aufeinander aufbauende Abschlüsse. Voraussetzung ist eine bundeseinheitliche generalistisch ausgerichtete Pflegeassistenz- bzw. Pflegehelfer:innen-Ausbildung. Um Auszubildende und junge Fachkräfte zu binden, ist es wichtig, während der Ausbildung Entwicklungsmöglichkeiten wie horizontale Fachkarrieren oder Aufstiegsmöglichkeiten sowie akademische Entwicklungschancen aufzuzeigen und zu unterstützen. Dazu müssen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die personellen Anforderungen der G-BA-Qualitätsrichtlinien generalistisch anschlussfähig überarbeitet werden.
Nicht zuletzt gilt es, neben verlässlichen Strukturen und guten Arbeitsbedingungen das Berufsbild der Pflege zu modernisieren. Dabei müssen Pflegeprozesse, Abläufe und Übergänge in der Pflege für alle pflegerischen, therapeutischen und medizinischen Professionen gut gestaltet werden. Eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Qualifikationen auf Augenhöhe stärkt die Pflege ebenso wie die neuen vorbehaltenen Tätigkeiten. Diese müssen vom Gesetzgeber konkretisiert werden. Alle Maßnahmen zahlen darauf ein, Ausbildungsabschlüsse in der Pflege zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Die Pflege spaltet die Szene
Die Pflegepolitik der letzten drei Jahre hat die gegensätzlichen Interessen der Krankenhausträgerorganisationen deutlich zu Tage gefördert. Ein Kommentar von Hauptstadtkorrespondent Jens Mau.