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BMG-Atlas löst massiven Protest aus

  • Krankenhausreform
BMG-Atlas löst massiven Protest aus
© GettyImages.com/AndreyPopov

Die Kritik der Leistungserbringer am Krankenhausatlas des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) wächst seit Tagen. Auch an den Bibliomed-Verlag treten Ärzte und Kliniken mit Beispielen falscher Daten im Atlas heran. Einerseits geht es um das Alter der Daten – der Altas basiert derzeit überwiegend auf Daten von 2022 –, andererseits sind Zahlen aber offenbar auch falsch. Die vorwiegend auf Routinedaten (beispielsweise Paragraph-21-Daten) basierenden Zahlen kommen vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) und werden vom Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) aufbereitet. Offenbar sind in dieser Verarbeitungskette gravierende Fehler entstanden.

So beschweren sich die Niels-Stensen-Kliniken, dass für einen Standort in Osnabrück eine Notfallversorgung ausgewiesen werde, die es nicht gibt. Andere Zahlen zu Geburten und Knie-OPs seien veraltet. Auch der Verband leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte (VLK) weist auf mehrere „handwerkliche Fehler“ hin. „So werden bei Maximalversorgern Fallzahlen der Koronaren Herzerkrankung – eine der häufigsten Diagnosen in der Kardiologie – mit vier bis fünf angegeben, obwohl mehrere hundert oder über tausend erbracht wurden. Es gibt große geburtshilfliche Kliniken, die null Kaiserschnitte haben. Darüber kann man nur noch staunen, insbesondere in einem Fach, das seit Jahrzehnten eine für alle transparente externe Qualitätssicherung betreibt“, schreibt der Ärzteverband. Auch die Suche von Fächern und Diagnosen sei fehlerhaft. „Circa zwei Drittel von 50 der von uns spontan befragten leitenden Ärztinnen und Ärzte sehen ihre Klinik nicht korrekt abgebildet, teilweise mit grotesken Verzerrungen. So eine Version kann man einfach nicht online stellen“ schimpft VLK-Präsident Michael A. Weber.

Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) weist auf falsche Zahlen im Atlas hin: Für den Standort Gehrden der KRH-Kliniken Siloah und Gehrden gibt der Atlas für radikale Prostatektomien eine Fallzahl von vier an. Tatsächlich sind es aber 156. „Sucht der Laie mit verwandten Suchbegriffen wird das Krankenhaus trotz Spezialisierung nicht einmal in der Ergebnisliste angezeigt“, moniert die DKG-Vizechefin Henriette Neumeyer. So mache der Klinikatlas aus einer spezialisierten Klinik mit zahlreichen Qualitätsmerkmalen eine Klinik mit Gelegenheitsversorgung. Das Krankenhaus Bethanien in Solingen ist ein ausgewiesenes Lungenzentrum und zudem von der Krebsgesellschaft zertifiziert. Lungenkrebsbehandlung ist ein Schwerpunkt der Klinik mit viel Erfahrung und hoher Qualität. Nur listet der BMG-Atlas die Klinik bei der Suche nach Lungenkarzinom-Behandlung nicht auf. Auch große Kliniken seien von den Fehlern betroffen: Nur sechs Fälle soll die Uniklinik in Homburg bei der Frühgeborenen-Versorgung vorweisen können. Tatsächlich seien es durchschnittlich mehr als 75 pro Jahr, so Neumeyer. Sie beklagt eine „immense Irreführung dieses neuen, steuerfinanzierten Verzeichnisses, das sich Transparenz auf die Fahnen geschrieben hat, aber in der Realität Patientinnen und Patienten falsche Sicherheit suggeriert“.

Mittlerweile haben auch schon Lokalzeitungen die falschen Aussagen im Klinikatlas aufgegriffen. 

Autor

 Jens Mau

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