Orientierungswert

Katastrophentourismus zum Tag der "Pflege"

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Katastrophentourismus zum Tag der "Pflege"

Es ist für einen Beruf wichtig, dass er medial angemessen betrachtet wird. Damit ist nicht gemeint, dass man „nur gut über Pflege reden muss“ und dann wird das schon, sehr wohl ist aber auch eine Berichterstattung über Errungenschaften, positive Ergebnisse oder einprägsame Ereignisse wesentlicher Bestandteil zur Attraktivität.

Insbesondere im Zeitraum vier Wochen vor dem pflegerischen Feiertag am 12. Mai 2023 – manch einer erinnert sich neben dem Beginn der Corona-Pandemie auch an den 200. Geburtstag von Florence-Nightingale im Jahr 2020 – häufen sich Medienberichte, welche die positiven Aspekte des Berufs schlichtweg erdrücken:

„Personalmangel in der Pflege macht krank“, „Steigerung des Krankenstandes in der Pflege um 44%“, „weniger neue Ausbildungsverträge in der Pflege im Jahr 2022“, „Verlust von rund 21.000 Fachkräften droht“, um nur ein paar Schlagzeilen zu nennen, die es außerhalb der Fachmedien geschafft haben, Aufmerksamkeit zu bekommen. Und Günter Wallraff mit seinem Team war auch mal wieder in Kliniken unterwegs. Jetzt mag manche der aufgezählten Schlagzeilen als Lobby-Arbeit abzutun sein, aber vielfach stellt sich die Frage: Wie soll das jetzt eigentlich dem Pflegeberuf weiterhelfen? 

Es gibt die Redensart, dass etwas „wie ein Unfall sei, man könne nicht wegsehen“, dann ist dies derzeit Katastrophentourismus. Deutlich zu betonen ist, dass dies hier nicht als „Medienschelte“ verstanden oder, um in modernen Wortlauten zu bleiben, als „Nurse Washing“ bezeichnet werden soll. Realitäten sind anzuzeigen und deutlich zu machen, aber die Schwierigkeit ist, dass diese Negativ-Betonung mit Abstand den größten medialen Raum einnimmt.

Vielleicht hat dieser Tag auch ein Image-Problem, da der Begriff der „Nurse“ in Deutschland nicht so geläufig ist, wie in vielen anderen Ländern. Anders ist die bevorstehende Durchmischung zwischen professioneller Pflege und Angehörigenpflege kaum zu erklären: Beides wichtige Themen, nur eines steht aber am 12. Mai im Mittelpunkt.

Den Verbänden, Kammern und Gewerkschaften kann man jedenfalls keinen Vorwurf machen, sie sind sehr engagiert, die positiven Aspekte zu betonen und dabei auf Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen, wie es sich für politische Arbeit gehört. Außerhalb dieser drei Institutionen werden wir am 12. Mai 2023 vermutlich wieder erleben, dass dieser Tag vielfach aus dem Bereich der Politik zu Lobeshymnen auf den Beruf herhalten wird. 

Natürlich hat die Politik am ehesten die Zügel in der Hand, für Veränderung zu sorgen, da steht der große Wurf noch aus. Dabei ist es aber auch unserer Berufsgruppe anzukreiden, die diesen Feiertag vielfach gar nicht kennt und den Tag dementsprechend auch nicht innerhalb ihrer Institutionen und Möglichkeiten für sich nutzt.
 
Oder ist Ihnen sofort aufgefallen, dass der Titel gar nicht die international eingedeutschte und richtige Bezeichnung des International Nurses Day hat? 

Na bitte.

Autor

 Arne Evers

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