Im Klinikverbund Südwest (KVSW) stehen umfassende Umstrukturierungen an: Das Medizinkonzept 2030 sieht vor, die medizinische Versorgung in den Landkreisen Böblingen und Calw übergreifend abzustimmen und Doppelstrukturen abzubauen. Unter anderem soll das Herrenberger Krankenhaus vom Grundversorger zu einem intersektoralen Gesundheitszentrum umgewandelt werden, was den Verlust des 24-Stunden-Betriebs und die Verlagerung der Gynäkologie samt Geburtshilfe sowie der Palliativstation bedeutet. Darüber hinaus sollen die Gefäßchirurgien aus Sindelfingen und Leonberg am Standort Leonberg zusammengelegt werden und verbundweit ein Zentrum für Altersmedizin entstehen.
Schmidtke: Defizit macht Umstrukturierung nötig
„Die Bündelung von Spezialkompetenzen wird ein Kernelement der in Deutschland notwendigen Transformation des Krankenhaussystems insgesamt sein. Auch die Überlegungen der erwarteten Krankenhausreform gehen in diese Richtung. Es kann nicht mehr jedes Krankenhaus alle Leistungen anbieten. Das ist weder aus Qualitätsgründen sinnvoll noch aus Kostengesichtspunkten darstellbar – und angesichts zunehmender Personalknappheit ohnehin immer weniger möglich“, erklärt der Geschäftsführer des KVSW, Alexander Schmidtke.
In den vergangenen Jahren hat der KVSW zunehmende Verluste geschrieben: Im vergangenen Jahr machte das Haus ein Minus von 50 Millionen Euro 2022; für das laufende Jahr wurde ein Defizit von 70 Millionen Euro prognostiziert.
- Flugfeldklinikum: Erweiterung des Standorts zu einem Maximalversorger, insbesondere durch Ergänzung einer Neurochirurgie, Neuroradiologie und interventionelle Schlaganfallversorgung.
- Nagold: Weiterentwicklung des Standorts Nagold zum Schwerpunktversorger, inklusive Einrichtung eines Zentrums für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie einer erweiterten Notfallversorgung.
- Herrenberg: Etablierung eines integrierten Gesundheitszentrums (Facharztpraxen, Innere Medizin) mit Fokus auf die ambulante Notfallversorgung tagsüber, ein ambulantes Operationszentrum sowie Schwerpunkte in der ambulanten Altersmedizin mit verschiedenen geriatrischen Ambulanzen und einer Kurzzeitpflege.
- Leonberg: Weiterentwicklung als Grund- und Basisversorger mit den künftigen Schwerpunkten Bauch und Altersmedizin sowie Notfallversorgung.
- Calw: Weiterentwicklung des Standorts als Grund- und Basisversorger mit Notfallversorgung mit den Fachabteilungen Innerer Medizin, Chirurgie, einem orthopädischen und geriatrischen Schwerpunkt sowie einer teilstationären und stationären Schmerzklinik für den Verbund. Des Weiteren wird das sektorübergreifende Campuskonzept weiter ausgebaut und die Integrative Medizin als Komplementärmedizin am Standort Calw verortet.
Pläne besorgen Bevölkerung
Bei einer öffentlichen Veranstaltung in Herrenberg, zu der unter anderem Landrat und KVSW-Vorstandsvorsitzender Roland Bernhard und Alexander Schmidtke Anfang der Woche eingeladen hatten, protestieren laut "Böblinger Bote" rund 50 Personen, darunter Gynäkologinnen, Hebammen und Ehrenamtliche der Palliativstation. Zur Veranstaltung selbst kamen demnach "mehrere Hundert" Menschen.
Weitere Infoabende sind geplant; Landrat Bernhard ist "zuversichtlich, dass wir – nach Abschluss eines umfangreichen Beteiligungsprozesses – die notwendigen Beschlüsse noch in diesem Jahr in den Gremien herbeiführen können".