Die städtischen Kliniken in Köln können finanziell komplett neu starten. Der Stadtrat sprach sich gestern dafür aus, den Kliniken die bisher aufgelaufenen Darlehen in Höhe von 533 Millionen Euro als Eigenkapital zur Verfügung zu stellen. Das teilte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Köln, Christian Joisten, auf Anfrage von Bibliomedmanager mit. Mit dem Beschluss folgte der Stadtrat einem Vorschlag der Stadtverwaltung „mit breiter Mehrheit“, so Joisten. Den drei Krankenhäusern wird somit die Rückzahlung von seit 2015 entstandenen Darlehen erlassen und die Gesellschaft entschuldet.
Mit dem Schuldenschnitt fallen künftig die Zinszahlungen an die Stadt Köln weg. Laut Kölnischer Rundschau mussten die Kliniken im Jahr 2023 mehr als 13 Millionen Euro an Zinsen an die Stadt Köln zahlen. In diesem Jahr werden es mehr als 20 Millionen Euro sein. Die Verluste für das Geschäftsjahr 2023 liegen nach Medienangaben bei rund 105 Millionen Euro.
Weg für den Gesundheitscampus Merheim ist frei
Der Schuldenschnitt soll den städtischen Kliniken den Weg für die Umsetzung des „Gesundheitscampus Merheim“ ermöglichen. Das Konzept sieht vor, dass die drei Krankenhäuser am Standort Merheim zu einem Klinikkomplex zusammenwachsen sollen. Dafür werden die beiden Krankenhäuser Amsterdamer Straße und Holweide – mit Ausnahme der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie – nach Merheim umziehen. Teil des Konzepts ist die Sanierung des Bettenhauses in Merheim, ein Erweiterungsbau für alle Abteilungen aus dem Krankenhaus Holweide, der Neubau des Kinderkrankenhauses sowie ein neues Logistikzentrum.
Für die städtischen Kliniken ist die Zustimmung des Stadtrats die zweite sehr gute Nachricht im Dezember. Bereits Anfang des Monats hatte das Gesundheitsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen den Kliniken eine Einzelförderung in Höhe von 250 Millionen Euro bewilligt. Das Land fördert damit den Ausbau des Gesundheitscampus Merheim. Die Förderung, die auch sieben weitere Krankenhäuser in NRW erhalten haben, ist Teil des Investitionsprogramms der Landesregierung.
Neuer Anlauf für Klinikverbund in Köln
Dass sich die Stadt Köln zur Entschuldung entschieden hat, könnte nun dazu beigetragen haben, dass sich auch an anderer Stelle etwas bewegt: Es gibt voraussichtlich einen neuen Anlauf für einen Verbund der städtischen Kliniken mit der Uniklinik in Köln. Wie Lokalmedien berichteten, gibt es ein Angebot der Landesregierung an die Stadt Köln zu Sondierungsgesprächen. Ein erstes Treffen soll nach Angaben der Stadt Köln voraussichtlich noch in diesem Jahr stattfinden. Die Gespräche würden „ergebnisoffen“ geführt, hieß es im Vorfeld.
Wie ungewiss das Ergebnis der Gespräche ist, zeigt die Vorgeschichte der Verbund-Idee: Bereits Ende 2017 gab es erste Überlegungen für einen Zusammenschluss. In der Zwischenzeit waren die Gespräche wegen der schwierigen finanziellen Situation der Kliniken der Stadt Köln ins Stocken geraten. Bis zum Sommer hatten sich die Kölner Ratsmitglieder eine Entscheidung vonseiten der Landesregierung erhofft. Diese hatte sich aber bis zu dem neuerlichen Vorstoß nicht dazu geäußert.
Mit einem Zusammenschluss würde ein riesiger Verbund im Westen entstehen. Die Uniklinik hat fast 11.000 Mitarbeiter, mehr als 1.500 Betten und einen Umsatz von mehr als 900 Millionen Euro. Die städtischen Kliniken verfügen insgesamt über 1.400 Betten und setzen mit 4.500 Mitarbeitern mehr als 380 Millionen Euro um.