Das Klinikum Region Hannover (KRH) schreibt seit Jahren rote Zahlen. Der Aufsichtsrat des KRH hat nun die Medizinstrategie 2030 beschlossen, die die stationäre medizinische Versorgung für die Region Hannover auf eine zukunftsfähige Basis stellen soll.
Investitionsstau, Fachkräftemangel, der zunehmende Trend zu ambulanten Behandlungen und steigende Ansprüche an die Behandlungs- und Pflegequalität machen Strukturveränderungen unumgänglich, heißt es in einer Mitteilung des Klinikums. Ende 2022 hatte der Aufsichtsrat den Wirtschaftsplan für 2023 verabschiedet. Dieser sieht ein Defizit von 48,2 Millionen Euro vor. Neben dem bekannten strukturellen Defizit und den Belastungen aus selbst finanzierten Investitionen von zusammen etwa 30 Millionen Euro wirken sich die Inflation und die Energiekostensteigerungen mit 18 Millionen aus.
Vier somatische Standorte, zwei psychiatrische
Der gesamte Verbund soll in den kommenden Jahren umfassend umgebaut werden. Die Medizinstrategie sieht ein abgestuftes Versorgungsangebot in der Grund- und Regelversorgung, der Schwerpunkt- und der Maximalversorgung vor, das interdisziplinäre Versorgungsformen und ambulante Angebote ergänzen. Kurz: Es werden Häuser neu gebaut, verkleinert oder geschlossen.
- Die Standorte Nordstadt und Siloah werden am Standort Siloah zum Klinikum Mitte, einem Maximalversorger, zusammengeführt. Dazu soll ein Erweiterungsbau geplant und realisiert werden.
- Lehrte und Großburgwedel werden in Großburgwedel zu einem Schwerpunktversorger zusammengeführt; ein Neubau ist geplant. Lehrte wird zum MVZ in einem Neubau.
- Der Standort Gehrden soll als Schwerpunktversorger gestärkt werden.
- Der Standort Neustadt soll als Grund- und Regelversorger fortgeführt werden.
- Der Standort Laatzen wird als Grund- und Regelversorger fortgeführt und um ambulante sowie Nachsorgeangebote ergänzt.
Die Medizinstrategie 2030, in die auch die KRH-Belegschaft eingebunden war, war in den zurückliegenden Monaten intensiv diskutiert und im Aufsichtsrat weiterentwickelt worden. Die Gesamtstrategie erfasst neben der strukturellen Weiterentwicklung des Versorgungsangebots die inhaltliche Entwicklung der Pflege-, der Personal- und der Digitalstrategie.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
„Wir wissen um die hohe Komplexität der Strategie und um die besonderen Herausforderungen, die ihre Umsetzung für die Beschäftigten des KRH und auch die Einwohner*innen mit sich bringt“, erklärt der KRH-Aufsichtsratsvorsitzende Steffen Krach. „Gleichzeitig sind wir aber auch überzeugt davon, dass wir mutig sein müssen, den richtigen Weg weiter zu gehen, um die medizinische Versorgung in der Region nachhaltig zu verbessern und zu sichern.“
„Eine zentrale Botschaft an die Beschäftigten ist, dass betriebsbedingte Kündigungen und Outsourcing an Dritte im Zuge der Medizinstrategie ausgeschlossen sind. Sichere Arbeitsplätze, Erhalt der Tarifbindung und Maßnahmen für gute Arbeitsbedingungen sind Teil der Medizinstrategie“, so die Einschätzung des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Borges.
Medizinstrategie soll jährliches Ergebnis verbessern
Die Medizinstrategie 2030 hat auch deutlich positive ökonomische Wirkungen: Nach ihrer Umsetzung geht das KRH Stand heute von einer jährlichen Ergebnisverbesserung von 17 bis 21 Millionen Euro pro Jahr aus. Damit würde der Konzern in die Lage versetzt, operativ ausgeglichene Ergebnisse zu erwirtschaften.
Durch die Konzentration der Infrastruktur können die Aufwendungen für Instandhaltungen über die nächsten 20 Jahre um 656 Millionen Euro reduziert werden. Dagegen steigt der Investitionsbedarf im Vergleich zu den Planungen der Medizinstrategie 2025 um 105 Millionen Euro auf 743 Millionen Euro. Hier besteht allerdings eine realistische Chance auf zusätzliche Investitionsmittel, da Bund und Länder die künftig notwendigen strukturellen Veränderungen der Krankenhauslandschaft auch mit zusätzlichen Investitionsmitteln über einen Strukturfonds fördern wollen.
Den Plänen muss Ende Mai noch die Regionsversammlung zustimmen.