Die Rehabilitation in Deutschland steht unter Druck und das nicht erst seit der Covid-19-Pandemie. Damit hat sich die Lage jedoch dramatisch zugespitzt. Die meisten Einrichtungen leiden unter einer massiv reduzierten Belegung. Auch die Anzahl der Anschlussheilbehandlungen ist aufgrund verschobener Operationen in den Akutkrankenhäusern deutschlandweit zurückgegangen. Viele Reha-Einrichtungen dienen als potenzielle Entlastungskrankenhäuser für die Akutversorgung, manche als Option für Kurzzeitpflege, bisher kommen jedoch nur wenige Patienten. Insgesamt führt die Krise zu massiven finanziellen Engpässen. Um die wirtschaftlichen Schäden abzufedern, hat der Bundestag Gesetze zur Entlastung von Krankenhäusern und Reha-Kliniken verabschiedet, in denen auch Kurzarbeitergeld als Teil der Ausgleichszahlungen in Betracht gezogen wird.
Niemand weiß, wie lange dieser Ausnahmezustand anhält. Die Akutkrankenhäuser beginnen wieder elektive Eingriffe vorzunehmen, sodass bald auch Rehabilitationsangebote verfügbar sein müssen. Wie wird die Reha nach der Krise aussehen? Aktuell sind Abstände und kleine Gruppen also kein Problem. Aber wie können die Reha-Kliniken wieder hochfahren und trotzdem ein angemessenes Therapieprogramm bieten?
Vor allem die stationäre Therapie wird sich der neuen Situation stellen müssen und braucht dafür Schützenhilfe von Kostenträgern und Politik. Es wird neuer Rahmenbedingungen bedürfen, in denen sich die Reha-Betreiber bewegen können. Wir brauchen eine verlässliche Versorgung mit Schutzkleidung, Desinfektionsmitteln und Testmaterialien. Abstandsregeln müssen fest etabliert werden, denn viele Rehabilitationsleistungen werden als Gruppentherapien angeboten, in Seminaren sitzen die Patienten in engen Stuhlreihen. Eine vollständige Umwandlung in Einzeltherapien dürfte an personellen und räumlichen Engpässen scheitern. Auch Speisesäle oder Seminarräume geraten schnell an ihre Grenzen. Wir brauchen kurzfristig tragfähige Konzepte, wie Rehabilitation unter den gegebenen Bedingungen funktionieren kann. Und das für nahezu alle Phasen des Behandlungsverlaufs.
Digitale Hilfsmittel werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Einige Elemente der Reha könnten problemlos ohne persönlichen Kontakt stattfinden. Patientenschulungen, Entspannungsverfahren und Therapieanleitungen können in den Kliniken oder ambulanten Einrichtungen sehr gut durch digitale Angebote ersetzt oder ergänzt werden. Telemedizinische Anwendungen ermöglichen innerhalb und außerhalb von Kliniken den persönlichen Austausch. All das wird die Rehabilitation langfristig verändern. Das gilt vor allem für die konventionellen stationären und ambulanten Angebote. Gleichzeitig werden neue Formen entstehen, die sich durch eine größere räumliche und zeitliche Flexibilität auszeichnen. Reha kann hier eine Vorreiterrolle mit Blick auf die künftigen Herausforderungen einnehmen.