Während gesamtgesellschaftlich das politisch gewollte Ende der Pandemie eingeläutet ist und alle bisher geltenden Vorsichtsmaßnahmen gestrichen werden, ist das Infektionsgeschehen weiterhin sehr hoch. Die Krankenhäuser sehen sich auf den Normalstationen mit Infektionspatienten auf Rekordniveau konfrontiert – bei gleichzeitigen personellen Ausfällen, ebenfalls auf Rekordniveau. Freihaltepauschalen, Zuschläge, Verkürzung des Zahlungsziels auf fünf Tage, Ganzjahresausgleich: Zugegeben, im internationalen Vergleich hat die Bundesregierung die deutschen Krankenhäuser verhältnismäßig gut unterstützt.
Jedoch dürften wir uns auch einig sein: Die wirtschaftlichen Risiken für Krankenhäuser steigen zunehmend mit dem vermeintlichen Ende der Pandemie. Das vollständige Auslaufen der Covid-19-Hilfen naht, dafür sind zahlreiche Krankenhäuser in Deutschland aber nicht bereit. Denn während die Kosten seit 2019 nahezu in allen Betriebsbereichen gestiegen sind und durch die aktuelle politische Lage in Europa noch weiter steigen werden, sind die Fallzahlen von 2019 noch längst nicht wieder erreicht.
Die Verlängerung des Zahlungsziels ab Juli 2022 wird daher die Wirkung eines giftigen Cocktails entfalten: Rund ein Monat wird kein Geld in die Kassen der Krankenhäuser fließen. Gehälter, Rechnungen und alle weiteren Fixkosten müssen indessen natürlich weiterhin bezahlt werden. Das führt unweigerlich zu Liquiditätsengpässen, insbesondere bei Häusern, die sich ohnehin schon in einer angespannten Situation befinden. Hinzu kommen die unzureichenden Fördermittel für dringend notwendige Investitionen. Das Problem ist alles andere als neu, die Situation hat sich in den vergangenen zwei Jahren jedoch zusätzlich verschärft. Die Bundesländer nehmen ihre Verantwortung hier weiter nur unzureichend wahr, und ein Ende dieses Status ist seit Jahren nicht in Sicht.
Auch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) übt Druck aus – drohen den Krankenhäusern ab 2025 schließlich Umsatzeinbußen, wenn die Kriterien des KHZG nicht umgesetzt werden. Dies verschärft die Lage der Häuser, die keine Eigenmittel zur Digitalisierung zur Verfügung stellen, deutlich.
Schon vor der Pandemie blieb vielen Häusern, die dem verschärften Kostendruck nicht mehr standhalten konnten, nur der Weg in die Insolvenz. Nun droht jedoch eine Welle von zusätzlichen Insolvenzen, die nicht nur Standorte bedroht, auf die ordnungspolitisch verzichtet werden könnte, sondern eben auch solche, die die Gesundheitsversorgung in der Fläche sicherstellen. Die Politik ist hier dringend gefordert gegenzusteuern, um eine Unterversorgung zu verhindern. Es kann doch keine Option sein, dass die deutsche Krankenhauslandschaft nur große Krankenhäuser in den Metropolregionen vorsieht und die Versorgung außerhalb der Metropolregionen auf der Strecke bleibt.
Das politisch gewollte nahende Ende der Coronapandemie muss auch das Ende von Ad-hoc-Entscheidungen im Gesundheitsministerium bedeuten. Das Ende von eiligen Rettungsaktionen hin zu einer langfristigen, strategischen Planung der Gesundheitsversorgung in allen Regionen.