Natürlich gibt es Formulare, deren Sinnhaftigkeit infrage gestellt werden sollte. Aber keineswegs darf mit dem Schlachtruf „Bürokratieabbau!“ der gesamte Patientenschutz über Bord geworfen werden. Ein Zwischenruf.
Liebe DKG, ja, auch ich hasse Formulare. Es gibt sogar Leute in meiner Umgebung, die behaupten, ich hätte eine unheilbare Formularphobie. Aber ich bin froh, in einer Welt zu leben, in der die Lebensmittel keine Giftstoffe enthalten (zumindest stehen sie auf der Verpackung) und in der die Häuser nicht zusammenbrechen, wenn man die Haustürklinke runterdrückt. Und ich bin froh, ein Gesundheitswesen zu haben, in dem sich in der Regel ausreichend Pflegekräfte um die Patienten kümmern, wenn man im Krankenhausbett liegt. All das geht auf das segensreiche Wirken von Bürokraten zurück.
Wer Bürokratie nachhaltig abbauen will, braucht keine neuen Kommissionen, sondern muss sich mit der ausgeprägten Misstrauenskultur im Gesundheitswesen und seiner Selbstverwaltung befassen – wie auch mit dem Regulierungsanspruch der Politik, schreibt Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), in f&w.
Es ist quasi ein Volkssport, die Absurditäten bürokratischer Regeln zu entlarven und solche Erkenntnisse in nicht enden wollenden Gesprächen zu verbreiten. Gut so – auch wenn sich nicht jeder die Mühe gemacht hat, den tieferen Sinn bestimmter Regeln zu ergründen. Schließlich können Bürokratien, die sich verselbstständigen, einem das Leben zur Hölle machen. Noch schlimmer sind übrigens nicht funktionierende Bürokratien. Als Bewohner von Berlin könnte man eine ganze f&w-Serie mit Unzulänglichkeiten füllen – der Flughafenbau, der Ausbau des Radnetzes oder die simple Durchführung demokratischer Wahlen.
Liebe DKG, dies ist gleichwohl der Zeitpunkt, an dem einige polemische Anmerkungen zur unlängst gestarteten Kampagne gegen Bürokratisierung fällig sind. Da beim Kampf gegen Bürokratie allseitiger Applaus gewiss ist, sollten wir etwas genauer hinsehen, wogegen da gekämpft wird. Es stellt sich heraus, dass es um viel Geld geht.
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