Für die weiter ansteigenden Bedarfe in der Gesundheitsversorgung einer alternden Gesellschaft braucht es ausreichend Fach- und Assistenzpersonal. Die Arbeitsmärkte sind wie leergefegt und in einigen Regionen wird bereits von einer Unterversorgung ausgegangen. Dieses zieht enorme volkswirtschaftliche Folgekosten nach sich und lässt zu Pflegende und ihre Zugehörigen allein. Jüngst wurde in der Studie, die Forschende aus dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und dem Max-Planck-Institut veröffentlichten, offensichtlich, dass Deutschland bei der durchschnittlichen Lebenserwartung zu den Schlusslichtern Westeuropas gehört.
Noch immer verlassen Pflegefachpersonen ihren Beruf, nicht, weil sie nicht mehr am Patienten arbeiten möchten, was ihnen oft attribuiert wird, sondern weil sie nicht ihrem Berufsethos entsprechend arbeiten, alle erworbenen (Hochschul-) Kompetenzen einsetzen können, die vorherrschenden Arbeitsbedingungen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen und die schlechte, despotische Führung nicht länger hinnehmen wollen.
Es fehlen dringend erforderlichen und fundamentalen Reformen in Deutschland, die eine sinnvolle Förderung und einen kompetenzorientierten Einsatz der Pflege- und Therapieberufe in die Umsetzung bringen. Der gesellschaftliche Blick insbesondere auf den Pflegeberuf ist überholt, tradiert und verharrt in alten Rollenmustern. Leider wirken diese bis heute auch politisch nach. Der Blick ins Ausland zeigt, das Pflegestudium ist international heiß begehrt, denn es ist die Basis für einen professionellen und eigenständigen Gesundheitsberuf mit eigenen und autonomen Aufgaben und Kompetenzen. So werden Pflegerat und pflegerische Berufsverbände, aber auch Pflegeexpertinnen und Pflegewissenschaftlerinnen nicht müde, dieses aufzugreifen und anzuprangern.
Für Einrichtungsleitungen und Krankenhaushausmanagement gibt es keinen Grund, auf politische Weichenstellungen zu warten. Auch gut gemeinte Würdigungen von Pflegenden oder Hebammen am Internationalen Jahrestag ist kaum ausreichend (gern selbstkritisch die hausinternen Aktionstage zum Tag der Pflegenden prüfen, am besten Feedback der Beteiligten einholen), um eine echte, umfassende Partizipation der Pflege- und Therapieberufe und eine zukunftsfähige Inter- und Intraprofessionalität zu erreichen. Mutige Leader entwickeln beteiligungsorientiert Konzepte zur Zukunftsfähigkeit ihrer Klinik, setzen auf Ermöglichung und Weiterentwicklung der organisationalen Zusammenarbeit. Dabei arbeiten sie bindungsorientiert und nutzen vorhandene Potenziale und Kompetenzen, damit ihre Mannschaft dem eignen Haus loyal verbunden bleibt.