Immer mehr deutsche Wissenschaftler, Politiker, Medienschaffende und Institutionen verlassen X unter dem Hastag "eXit". Ähnlich sieht es bei Facebook und Instagram aus. Wie sollen Krankenhäuser damit umgehen? Bleiben oder gehen? Digitalexperte Martin Schleicher kennt gute Alternativen.
Social Media ist aus der Kommunikation von Kliniken nicht mehr wegzudenken. Die führenden Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und X (ehemals Twitter) haben sich in den letzten Monaten stark verändert – leider nicht zum Positiven. Für Kliniken stellt sich die Frage, wie sie damit umgehen. Bleiben oder gehen?
Unter dem Hashtag „eXit“ verlassen immer mehr deutsche Wissenschaftler, Politiker, Medienschaffende und Institutionen X. Der Grund: Der Kurznachrichtendienst ist zu einer Brutstätte für Rechtsextremismus, Wissenschaftsleugnung und Hass geworden. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich bei Meta, also Facebook und Instagram, ab.
Meta will Faktencheck-Programm einstellen
Im Januar kündigte der Konzern an, das Faktencheck-Programm in den USA einzustellen. Mark Zuckerberg begründet dies mit der Wiederherstellung der freien Meinungsäußerung und wirft der Europäischen Union (EU) „Zensur“ vor. Desinformation, Diskriminierung und Rassismus werden bei Facebook und Instagram zunehmen.
Die Abhängigkeit von den Konzernen Meta und X und deren Algorithmen ist nicht erst seit gestern ein ernsthaftes Problem. Doch die Rahmenbedingungen haben sich verschärft. Eine Zäsur zeichnet sich ab. Nichts sehen, hören und sagen ist keine Option. Schließlich gibt es gute Alternativen – Social-Media-Plattformen mit anderen Rahmenbedingungen.
Alternativen für X, Instagram und TikTok
Für X stehen Mastodon und Bluesky als Alternativen zur Verfügung. Für Instagram gibt es Pixelfed und Flashes und für TikTok Loops. Bluesky hat seine Nutzerzahl innerhalb von drei Monaten auf 25 Millionen fast verdoppelt. Auch die Instagram-Alternative Pixelfed wächst und veranlasste Meta dazu, Links zu Pixelfed als „Spam“ zu blockieren.
Viele dieser Alternativen setzen auf das Fediverse, ein dezentrales Netzwerk unabhängiger, aber miteinander verbundener sozialer Plattformen, die auf dem offenen Protokoll ActivityPub basieren. Die Alternativen punkten mit Offenheit, Dezentralität, Datenschutz, plattformübergreifenden Möglichkeiten, keiner Abhängigkeit von Algorithmen und vor allem keiner zentralen Kontrolle durch große Konzerne. Demgegenüber stehen die große Reichweite, das ausgereifte Ökosystem, der teilweise leichtere Einstieg, die Stabilität, Skalierbarkeit und Werbemöglichkeiten der etablierten Plattformen.
Reichweite und Lock-in-Effekt hält von einem Wechsel ab
Die Reichweite, kombiniert mit dem Lock-in-Effekt, hält viele Kliniken von einem Wechsel ab. Aber einige müssen mit gutem Beispiel vorangehen, etwa mit einer gemeinsamen, koordinierten, klinikübergreifenden Aktion. Größtes Hindernis dürfte die Werbung sein, denn leider gibt es bei den Fediverse-Alternativen keine Werbemöglichkeiten.
Gleichzeitig ist der Verzicht auf Werbung bei den etablierten Plattformen der Hebel, um etwas gegen die veränderten Rahmenbedingungen zu tun. Geld ist die Sprache, die Elon Musk und Mark Zuckerberg sprechen. Darüber hinaus sind Beweglichkeit und Kreativität gefragt, um andere digitale Orte für Werbung zu finden.
Für Kliniken ist es Zeit, neue Wege in den sozialen Medien zu gehen. Nur Wege suchen, aber nicht gehen, bringt nichts. Nur schauen, aber nicht handeln, bringt auch nichts. Social-Media-Kommunikation muss gestaltet werden – jetzt und in Zukunft. Tschüss Elon, tschüss Mark!