Der Verband der Privaten Krankenanstalten in Bayern (VPKA) kritisiert den neuen AOP-Katalog: Statt weniger Bürokratie habe die Ärzteschaft es nun mit einem weiteren Bürokratiemonster zu tun.
Die Anpassungen des Katalogs übernehmen regelmäßig die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). Mit dem Jahreswechsel 2022/2023 ist der AOP-Katalog erneut um 208 neue Prozeduren auf mehr als 3.000 Eingriffe angewachsen. Zudem wurden die langjährig etablierten GAEP-Kriterien abgelöst.
Liste schaffe nicht umsetzbare Anforderungen
Beim VPKA stoßen die Änderungen auf Unverständnis. Vorstandsvorsitzender Markus Stark sagt: „Der Trend zur Ambulantisierung ist richtig – jedoch muss diese im Interesse der Patient:innen und der Qualität mit deutlich weniger Bürokratie auskommen. Schließlich soll der Mensch im Mittelpunkt stehen und nicht die Dokumentation." Die Einführung einer Liste von 267 Seiten mit als ICD oder OPS zu kodierenden Kontextfaktoren spreche für sich. Ziel sei offensichtlich keine Entbürokratisierung gewesen, sondern „die Schaffung einer für die Leistungserbringer nicht umsetzbaren Anforderung, deren Einhaltung andererseits durch die Kostenträger durch EDV-technischen Abgleich der ICD- und OPS-Ziffern besonders leicht zu kontrollieren ist“. Gleichzeitig ergebe sich eine Verschlechterung der Patientenversorgung, da zahlreiche Fälle einer stationären Behandlungsnotwendigkeit nicht mehr abgebildet würden.
„Die GAEP-Kriterien waren auf eine Papierseite komprimierbar und aus medizinischer Sicht eingängig“, sagt Roland Biber, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Kliniken Dr. Erler gGmbH, Klinik für Unfallchirurgie. Die neue 267-seitige Liste stelle eine wesentliche Einschränkung im Vergleich zur Vorsituation dar, stellt Biber klar. Es seien nahezu ausschließlich Diagnosen und Prozeduren aufgeführt, die bereits für sich genommen klare Krankenhausindikationen darstellten. „Praktikabel sind lediglich die aufgeführten höheren Pflegegrade bzw. die hochgradige Unselbstständigkeit gemessen an einem niedrigen Barthel-Index."
Ärzte, Pflegekräfte und Manager beklagen schon seit Langem eine immer stärkere Regulierung, die ihnen Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben im Klinikalltag raubt. Dabei ist der Mehrwert häufig unklar. f&w ging in der Dezember-Titelstrecke auf die Jagd nach den größten Monstern, die allen im Nacken sitzen. Gefunden wurden nicht nur Beispiele, sondern auch Lösungsvorschläge.