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Value-Based Healthcare: Mehr Nutzen, neue Werte

  • Strategie
  • Titel
  • 30.01.2023

f&w

Ausgabe 2/2023

Seite 107

Es ist höchste Zeit für einen Wettbewerb, der Leistungserbringer und Kostenträger belohnt, die die besten Gesundheitsergebnisse zu den niedrigsten Kosten erzeugen. Value-Based Healthcare (VBHC) ist ein Konzept, bei dem alle Akteure etwas gewinnen.

Seit gut drei Jahren erlebt das deutsche Gesundheitssystem eine bisher einzigartige Aneinanderreihung substanzieller Krisen. Es begann mit der Pandemie, die zu einer Überlastung der Kliniken und des ambulanten Sektors führte. Fachpersonal erkrankte, wurde knapp und fehlt seither in fast allen Berufsgruppen. Die Sachkosten im Gesundheitswesen steigen seitdem weiter ins Uferlose, weil globale Lieferketten nachhaltig gestört wurden. Zuletzt verteuerten sich auch die Energiepreise auf ein historisches Niveau. Keine der genannten Krisen ist vorbei. Im Gegenteil, der Krieg, die menschengemachte Klimakatastrophe und auch der demografische Wandel, der unerbittlich immer mehr Nachfrage bei immer weniger Personal im Gesundheitswesen produziert, werden uns noch lange beschäftigen. Jede der genannten Krisen ist für sich schon belastend. In ihrer Summe scheinen sie sich aber zu potenzieren.

Drei weiteren Krisen belasten das Gesundheitswesen

In ihrem Ende 2022 erschienenen Buch „The patient priority“ beschreiben Stefan Larsson und seine Co-Autor:innen drei weitere Krisen, die das Gesundheitswesen belasten: Erstens befinden wir uns in einer Wertkrise (value crisis). Mit Wert (value) bezeichnen die Autor:innen das Verhältnis von Gesundheitsergebnissen, die im Gesundheitswesen erzeugt werden, zu den Kosten, die für Behandlungen und Diagnostik aufgebracht werden müssen, um die gewünschten Behandlungsergebnisse zu erzeugen. Sehr gute Medizin mit hervorragender Ergebnisqualität für alle Patient:innen rechtfertigt auch hohe Kosten. Das galt in der Vergangenheit für Deutschland und für viele andere Länder. Doch wenn die Kosten im Gesundheitswesen zum Beispiel infolge von Personalmangel und Klimakrise steigen, ohne dass sich die Behandlungsergebnisse verbessern, wird Wert vernichtet. In der Konsequenz muss Versorgung rationiert werden. Den Preis zahlen die Patient:innen mit langen Wartezeiten, Unterversorgung und Abstrichen bei der Behandlungsqualität.

Zweitens erleben wir eine Evidenzkrise (evidence crisis). Trotz einer ständig steigenden Menge von Studiendaten und gut zugänglichen Leitlinien wird Medizin viel zu oft traditionell oder erfahrungsbasiert praktiziert. Evidenzbasierte und damit wissenschaftlich validierte Versorgung zu leisten, ist aufwendig. In Zeiten von Geld- und Personalmangel sparen aber viele Organisationen an diesem Aufwand. Die exponentiell steigende Menge an medizinischem Wissen erschwert es Ärzt:innen zusätzlich, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Im Ergebnis behandeln wir immer öfter schlechter als möglich.

Zuletzt zeigt sich eine ernsthafte Sinnkrise (purpose crisis). Die Mitarbeiter:innen von Kliniken, Pflegeheimen und Praxen sind zunehmend demotiviert, depressiv und ausgebrannt. Begonnen hat die Sinnkrise in den Pflegeberufen. In den ärztlichen Berufen konnte noch einige Zeit kompensiert werden, doch auch hier ist diese Krise nun ausgeprägt angekommen.

Die Begeisterung für den nutzenbasierten Ansatz Value-Based Healthcare nimmt zu. Verschiedene Initiativen in Deutschland setzen ihn auf ihre eigene Weise um. Doch letztlich geht es darum, nicht nur darüber zu reden, dass der Patient im Mittelpunkt steht, sondern das auch zu praktizieren. Vielleicht ein Weg, ein Gesundheitssystem am Anschlag zu verbessern.  Die Begeisterung unter Gesundheitsexpertinnen und -experten ist seither ungebrochen, nimmt sogar immer mehr zu. Lesen Sie mehr darüber in der neuen f&w-Titelstrecke

Riesiges Versorgungsangebot, mangelnde Qualität

Benennen wir die offensichtlichsten Schwächen unseres Systems: Wir haben ein riesiges Versorgungsangebot, aber die Qualität einzelner Anbieter lässt zu wünschen übrig. Wir machen von manchen Eingriffen viel zu viel, von anderen viel zu wenig und wir vernachlässigen die Versorgung chronisch Kranker. Wir führen mit großer Schnelligkeit neue Techniken und Medikamente ein, kümmern uns aber viel zu wenig um Prävention und Nachbehandlung. Wir verschwenden die wertvolle Arbeitskraft der besten Mitarbeiter mit aufwendiger Dokumentation, die in erster Linie der Absicherung und Abrechnung dient, vergessen aber, wichtige Daten über den Behandlungserfolg zu erheben. In unserem Gesundheitssystem können Kosten beliebig steigen, ohne dass auch nur ein Patient messbar davon profitiert. Spitzenversorgung kann zur Insolvenz führen, während schlechte Qualität sogar noch wirtschaftliche Vorteile bringt. Unser Gesundheitssystem ist krank.

Never miss a good crisis

Krisen sind bekanntermaßen immer auch Chancen, in denen man Vertrautes hinter sich lassen und Neues ausprobieren kann. So ist es auch jetzt. In Zeiten, in denen alle Ressourcen knapp sind, gleichzeitig aber die Ansprüche von Patient:innen steigen und Mitarbeiter:innen nach Sinn und Selbstwirksamkeit rufen, darf man auch Grundsätzliches infrage stellen und das Gesundheitssystem ganz neu denken. Value-Based Healthcare (VBHC) ist ein Lösungsansatz für ein Gesundheitswesen, in dem alle Akteure gerade in angespannten Zeiten gewinnen können. Dabei ist die Kernthese von VBHC recht einfach:

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