Vorstandsvorlage

Endlich den Wahnsinn Bürokratie stoppen

  • Vorstandsvorlage
  • Management
  • 13.09.2024

f&w

Ausgabe 9/2024

Seite 828

Der bürokratische Aufwand für Krankenhäuser erreicht neue Höchstwerte. Ein Ende ist nicht absehbar. So enthält der 256 Seiten starke Gesetzentwurf zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz allein zur umstrittenen Vorhaltefinanzierung 30 Seiten mit neuen Nachweispflichten. Auch der inzwischen berühmt-berüchtigte Klinikatlas bürdet den Häusern neue Angaben zur Zertifizierung von Ärzten und medizinischen Einrichtungen auf, deren Mehrwert für Patienten bekanntlich gegen null geht. Dies führt nicht nur zu steigenden Kosten, sondern auch zu einer spürbaren Belastung des Personals, das kostbare Zeit für administrative Tätigkeiten aufbringen muss, die eigentlich der Patientenversorgung zugutekommen sollte. Es ist daher unerlässlich, Bürokratie konsequent ab- statt weiter aufzubauen. Von keiner anderen Maßnahme zur Bekämpfung des Ärztemangels versprechen sich übrigens Patienten laut einer aktuellen Allensbach-Umfrage mehr. Wenn sich dieser Eindruck schon bei den Leidtragenden verfestigt, spricht das Bände!

Gewerkschaften & Co: „Es reicht!“

Und jedes weitere Gesetz steigert die bürokratischen Belastungen. So geschehen etwa mit dem Medizindatenforschungsgesetz: Über einen Änderungsantrag hat die Ampelkoalition quasi über Nacht umfangreiche Datenlieferungen manifestiert: darunter minutengenaue Aufzeichnungen ärztlicher Tätigkeiten. „Es reicht!“, so die einhellige Antwort von Gewerkschaften, Ärztekammer und Krankenhausverband. Es ist faktisch unmöglich, diese bürokratischen Aufwände ohne Auswirkung auf die Patientenversorgung zu leisten. Alle Verursacher zusätzlicher Bürokratie sind daher herzlich eingeladen, die Datenerfassungen entweder selbst in den Kliniken vorzunehmen oder sich zumindest deren Auswirkungen auf den Klinikalltag vor Augen führen zu lassen.

Weitere Beispiele sind die vielfältigen Nachweispflichten zur Personalausstattung (Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung, Richtlinie Personalausstattung in Psychiatrie und Psychosomatik und andere Vorschriften): Diese Regelungen haben jeweils eigene Logiken und erfordern separate, detaillierte Nachweise, was zu immensen Mehraufwänden führt. Die nächste Kostprobe: die Dokumentationspflicht für die Qualitätssicherung (Richtlinie zur datengestützten einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung). Krankenhäuser müssen umfangreiche Daten erheben, aufbereiten und an verschiedene Stellen übermitteln, um die Qualität der Versorgung zu dokumentieren. Die erforderliche Software ist teuer und die regelmäßigen Updates sowie die Anpassung an neue Anforderungen binden zusätzlich personelle Kapazitäten. Ärzte und Pflegefachkräfte verbringen deshalb bis zur Hälfte ihrer Arbeitszeit am Schreibtisch und nicht bei den Patienten. Zudem sehen sich viele Anbieter von Krankenhausinformationssystemen derzeit außer Stande, den zusätzlichen Bürokratieaufwänden systemseitig nachzukommen.

Doch die positiven Effekte eines konsequenten Bürokratieabbaus wären erheblich. Schon eine Stunde weniger Bürokratie pro Tag und Arzt oder Pflegefachkraft könnte rein rechnerisch 120.000 Vollzeitkräfte in den Kliniken freisetzen. Statt sich also durch einen Dschungel von Vorschriften und Nachweispflichten zu kämpfen, könnten sich die Krankenhausleitungen und das Personal auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren: die bestmögliche Versorgung der Patienten. Es ist Zeit für den zivilen Ungehorsam aller Beschäftigten in den Kliniken!

Autor

f&w führen und wirtschaften im Krankenhaus

Die Fachzeitschrift für das Management im Krankenhaus

Erscheinungsweise: monatlich

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