Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Pläne für seine große Krankenhausreform präsentiert. Nun braucht er neue Verbündete, um das DRG-System und die Krankenhausplanung umzukrempeln. Das Fachmagazin f&w hat für die Januar-Ausgabe die wichtigsten Stakeholder befragt, wie sie die Vorschläge der Reformkommission bewerten.
Erika Raab, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling (DGfM), warnt: Der Dokumentationsaufwand droht weiter zu steigen
"Aus Sicht des Medizincontrollings weist der Entwurf der Regierungskommission in der praktischen Anwendung erheblichen Klärungsbedarf auf. Sowohl Strukturprüfungen als auch einzelfallbezogene Fallprüfungen sind danach weiterhin erforderlich. Additiv sind die Strukturvorgaben der Leveleinstufungen sowie fallmengenbezogene Qualitäts- und MD-Prüfungen zu erwarten. Dadurch wird der Dokumentationsaufwand nur weiter steigen. Es empfiehlt sich, Schnittmengen der MD-Prüfungen zu erkennen und diese zusammenzuführen. Der Vorschlag basiert zudem auf einer Ex-post-Bewertung des Krankenhausaufenthaltes. Die retrospektiv wirkenden Abrechnungskriterien eignen sich für die Notfallbehandlung nicht. Sie erfordern eine ex-ante-Einschätzung des Behandlungsverlaufs. Es bedarf dazu neuer Kontextfaktoren, welche als Abgrenzung zur ambulanten Versorgung dienen können.
Sowohl in den Vorhaltebudgets als auch bei den Residual-DRG sind weiterhin Fallmengenassoziationen gegeben. Auch verlegungsbedingte Fallsteigerungen sind dem System immanent, sodass eine (ungewollte) Mengenausweitung die Folge ist. Die Erfahrung zeigt, dass Behandlungen mit einem OPS der Bildung von Leistungsgruppen, die Eingriffsarten bezeichnen, zugänglich sind. Der Reformentwurf meint jedoch Leistungsbereiche, die sich an den Basis-DRG orientieren. In der Gesamtschau des vorliegenden Entwurfs empfiehlt es sich, sowohl bei der Praxistauglichkeit als auch bei der Bürokratie- und Komplexitätsreduktion verstärkt nachzubessern."
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